Die Digitalisierung ist nicht nur eine technische, sondern vor allem eine kulturelle und mentale Herausforderung: Neues Denken und Handeln sind gefordert. Doch was heißt das für Unternehmen? Wie soll eine digital adäquate Mentalität aussehen? Wie müssen Menschen „ticken“, um die Zukunft zu meistern?

Wir sind veränderungsscheu

Wir Menschen scheuen Veränderungen. Das ist tödlich in der heutigen Zeit. Im Zuge der Digitalisierung hat das Entwicklungstempo deutlich angezogen, denn wir befinden uns in der zweiten Hälfte der exponentiellen Kurve. Folglich müssen wir in unserer persönlichen Weiterentwicklung mit diesem Tempo Schritt halten. Es wird also sportlich für unsere Sicht- und Denkweisen! Ein digitales Mindset ist gefragt. Das hört sich gut an. Doch wie lässt sich das mit Leben füllen? Und was können Unternehmen tun, um den Wandel in den Köpfen zu ermutigen?

Keine Angst vor dem Loslassen

Für Unternehmen heißt Umgang mit Veränderungen vor allem, sich täglich neu zu hinterfragen:

  • Ist unsere Organisationsform noch auf der Höhe der Zeit?
  • Sind unsere Prozesse noch up-to date?
  • Bilden unsere Strukturen veränderte Prozesse überhaupt noch adäquat ab?
  • Entspricht unser Geschäftsmodell noch den Anforderungen des Marktes?
  • Wie sieht’s mit unseren Vertriebskanälen aus?
  • Sind unsere Produkte eigentlich noch sexy?
  • Könnten wir mit unseren Kernkompetenzen nicht längst auf anderen Spielfeldern mehr Wertschöpfung erzielen?

Wer sich diese Fragen frühzeitig stellt, betreibt aktiv Prävention, um nicht von disruptiven Kannibalen verspeist zu werden. Die Antworten auf diese Fragen können weh tun, geht es doch dabei auch ums Loslassen: Was wollen wir in Zukunft nicht mehr machen? Wen oder was benötigen wir dann (nicht mehr)? Welche Position oder Rolle wird sich wandeln? Dieses Denken verlangt absolute Offenheit bei allen Beteiligten. Hierarchie und Autoritäten sind dabei Gift. Es muss das Prinzip gelten: Das bessere Argument sticht den Dienstgrad.

Verschwindet etwas, ist das nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit Verlust. Denn alles, was wegfällt, schafft Platz für Neues. Chancenblick entsteht erst dann, wenn die alten Scheuklappen nicht mehr die Sicht versperren…

„Wir“ statt „Ich“

Die hierarchisch strukturierte Organisation wird diesen Anforderungen nicht mehr gerecht. Die Pyramide ist von gestern. In der Welt von morgen sind vernetztes Denken und Handeln gefragt. Neue Organisationsformen braucht es dafür: Verantwortung und Autorität gehören verteilt. Jeder Mitarbeiter wird vom Abarbeiter zum Mitdenker, vom Erlediger zum Verantwortungsträger.

Erfolgreich sind diejenigen Unternehmen, die vom Kunden her denken. Und Kundenanforderungen ändern sich täglich, wenn nicht stündlich. Usability (oder Nutzerzentrierung) heißt das Zauberwort. Beispiel Amazon: Das Unternehmen richtet sämtliche Prozesse nach dem Prinzip „Kundenbegeisterung“ aus. Diese Herangehensweise erfordert eine agile und vitale Organisation. Wer die Lernbereitschaft in seinem Unternehmen hoch hält, ist klar im Vorteil.

So zu denken kommt einer kopernikanische Wende in den Köpfen der Menschen gleich: Weg vom Ich, hin zum Anderen, weg von Macht hin zu Sinn. Dabei stehen wir Menschen uns gern selbst im Wege. Wir interessieren uns erstens, zweitens und drittens für uns selbst. Stattdessen sind künftig Neugierde, Empathie und die Fähigkeit, über den eigenen Erfahrungshorizont hinaus zu denken, Schlüsselkompetenzen.

Leader sind Ermöglicher

Gut möglich, dass wir irgendwann nicht mehr im klassischen Sinne von Führung reden werden. In agilen Projekten wird heute schon Autorität bedarfsorientiert vergeben: Wer auch immer von seinen Kollegen dazu legitimiert wird, bekommt den Hut auf. Der temporäre Leader muss viel mehr Herzarbeiter statt Kopfarbeiter sein. Wie sieht das in der Praxis aus?

Die amerikanische Psychologin Barbara Fredrickson hat den Zusammenhang zwischen positiven Emotionen und Erfolg erforscht: Je mehr positive Emotionen Menschen im Alltag erleben, desto mehr weitet sich ihr Geist und desto kreativer werden sie. Somit lautet die Hauptanforderung an jeden Verantwortungsträger: Befördere positive Emotionen wie Anerkennung, Enthusiasmus, Spaß, Beitrag zum großen Ganzen, Dankbarkeit und Sinn. Kreativität entsteht dann quasi nebenbei.

Verständnis, Vertrauen, klare Rahmenbedingungen, Fairness, Verlässlichkeit Entfaltungsmöglichkeiten und Sinnorientierung machen aus jedem Unternehmen eine Brutstätte für eine produktive Geisteshaltung und schaffen die Grundlage für eine agile Organisation. Ein Mindset floriert, das neue Möglichkeiten sieht und ergreift. Die Innovationskraft steigt. Die Lerngeschwindigkeit des Unternehmens erhöht sich. Und Dynamik ist heutzutage der wichtigste Wettbewerbsvorteil.

© Bild Pixabay

 

 

%d Bloggern gefällt das: